Die Panon A III – ein Schwergewicht unter den Panoramakameras
Einleitung
Panoramakameras üben seit jeher eine besondere Faszination auf Fotografen aus. Bereits im 19. Jahrhundert entstanden erste Versuche, breite Bildformate fotografisch umzusetzen. Mit Panoramakameras lassen sich weite Landschaften und beeindruckende Architektur in einer einzigen Aufnahme festhalten. Mit etwas Erfahrung eröffnen sie zudem einzigartige gestalterische Möglichkeiten.
In diesem Beitrag wird die Panon A III (technisches Datenblatt) vorgestellt – eine ganz besondere Panoramakamera. Sie wurde von der Firma Panon Camera Company Ltd. in Japan entwickelt, einem kleineren und den meisten eher unbekannten Kamerahersteller. Das Unternehmen wurde 1952 gegründet. Über die Firma und die hier beschriebene Panon A III gibt es nur wenige verfügbare Informationen. Mit der Panon A I, A II und A III brachte Panon drei Modellvarianten auf den Markt, die sich nur geringfügig voneinander unterschieden. Es handelt sich bei allen um Panoramakameras, die für 120er Rollfilm ausgelegt sind. Diese wuchtigen Modelle wurden später von den besser bekannten und heute extrem begehrten Widelux-Modellen für 135er Film der gleichen Firma abgelöst.
Ein erster Blick auf die Panon A III
Wer eine Panon Panoramakamera verwendet, überlegt sich gut, wann und wo sie zum Einsatz kommt. Die verbaute Technik und die robuste Bauweise führen zu einem stattlichen Gewicht von 1890 Gramm. In der Panon wird 120er Rollfilm genutzt, auf dem bis zu sechs Panoramaaufnahmen im Format 50 x 112 mm Platz finden.
Die meisten Bedienelemente der Panon befinden sich auf der Oberseite der Kamera. Rechts vorne liegt der Auslöser, direkt dahinter der Drehknopf für den Filmtransport. Dieser spannt jedoch nicht, wie bei herkömmlichen Kameras, einen traditionellen Verschluss – eine Besonderheit dieser mechanisch aussergewöhnlichen Kamera. Gleich daneben ist die Filmzählscheibe zu finden. Ein grosser, aufklappbarer Rahmensucher ermöglicht eine grobe Bestimmung des Bildausschnitts. Zur Unterstützung ist der horizontale Aufnahmewinkel vorne in die Kameraoberseite graviert. Zusätzlich helfen zwei eingelassene Wasserwagen, die Kamera exakt horizontal auszurichten und Verzerrungen der Aufnahmen zu vermeiden. Als weiteres Bedienelement ist links oben auf dem Kameragehäuse der Knopf zur Einstellung der Verschlusszeiten angebracht. Dabei stehen lediglich drei Zeiten zur Auswahl: 1/2, 1/50 und 1/200 Sekunde.
Hinter der gewölbten Frontpartie verbirgt sich der Mechanismus für die Panoramaaufnahmen. Durch einen etwa 2 cm breiten Schlitz ist das für eine so wuchtige Kamera erstaunlich kompakte Objektiv zu erkennen. Bei dem hier vorgestellten Modell handelt es sich um ein Objektiv Panon 1:2.8 50mm. Gemäss Dan Cuny wurden in anderen Modellvarianten offenbar auch Konishiruku-Hexanon-Objektive mit den gleichen Spezifikationen verbaut.
Auf dem Boden des drehenden Zylinders im Inneren ist ein Halter montiert, der einem Zubehörschuh ähnelt. Dort konnten Filterhalter angebracht werden, um Filter direkt vor dem Objektiv zu positionieren.
So funktioniert’s
Das Grundprinzip eines schwenkbaren Objektivs, das sich um eine vertikale Achse dreht, stammt bereits aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Panon greift dieses Konzept auf und verwendet, ebenso wie ihr Nachfolger, die Widelux, eine Linse, die in einem horizontalen Bogen von links nach rechts schwenkt. Dadurch wird ein Bild auf den gebogenen Rollfilm im 120er-Format projiziert, wobei die gebogene Filmführung Verzerrungen ausgleicht.
Mit dieser Konstruktion kann ein Bildwinkel von etwa 140 Grad in der Horizontalen und 60 Grad in der Vertikalen abgebildet werden. Während der Aufnahme fällt das Licht durch einen senkrechten Schlitz hinter dem Objektiv direkt auf den Film. Die Verschlusszeiten von 1/2, 1/50 und 1/200 Sekunde entstehen durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten, mit denen sich das Objektiv dreht.
Der Film wird eingelegt
Das Einlegen eines 120er-Films in die Panon Panoramakamera beginnt mit dem Entriegeln des Kamerabodens. Dazu werden die beiden Verschlussknöpfe auf der Unterseite der Kamera in Pfeilrichtung auf die Position «Open» gedreht. Anschliessend kann die Bodenplatte abgenommen werden. Besonders hilfreich ist der massive Filmhalter im Innern der Kamera, der durch Ziehen an den mit «Grip» beschrifteten Knöpfen einfach herausgenommen werden kann.
Der Rollfilm wird nun eingelegt. Auch wenn dies auf den ersten Blick komplex erscheint, erleichtern klare Pfeilmarkierungen die richtige Filmführung um die Rollen des Halters. Dabei ist darauf zu achten, dass die lichtempfindliche Seite des Films zuletzt korrekt nach vorne zeigt. Der Film wird so weit auf die Aufnahmespule gedreht, bis die Startmarkierung auf dem Schutzpapier mit der Markierung des Halters übereinstimmt. Anschliessend wird das Zählwerk auf der Kameraoberseite auf «S» (Start) gestellt, noch bevor der geladene Filmhalter wieder eingesetzt wird.
Beim Einsetzen des Filmhalters ist sicherzustellen, dass der Mitnehmer des Filmtransportknopfs sauber in die Aufnahmespule greift. Sobald dies kontrolliert wurde und der Kameraboden sicher verschlossen ist, sollte das Zählwerk nochmals überprüft werden – es muss auf «S» stehen. Ist dies der Fall, kann der Film mit dem Transportknopf in Pfeilrichtung auf die erste Aufnahme gespult werden.
Bei meiner Panon A III befindet sich die bereits erwähnte Zählscheibe oben auf der Kamera. Andere Modellvarianten nutzen hingegen ein Rotfenster auf der Kamerarückseite zur Kontrolle des Filmtransports. In diesen Fällen müssen für die sechs Panoramaaufnahmen jeweils die ungeraden Zahlen 1, 3, 5, 7, 9 und 11 angesteuert werden.
Nachdem die sechste Aufnahme belichtet wurde, wird der Film vollständig auf die Aufnahmespule gedreht. Bei meiner Panon A III spule ich dabei immer so weit, dass das Zählwerk wieder auf «S» steht und somit direkt für den nächsten Film vorbereitet ist.
So nehme ich die Panoramabilder auf
Zuerst messe ich die Belichtung mit der App myLightMeter PRO auf meinem iPhone. Je nach Lichtsituation berücksichtige ich dabei mehrere Bereiche der geplanten Aufnahme und wähle auf dieser Grundlage eine passende Kombination aus Blende und Verschlusszeit.
Bei der Arbeit mit der Panon A III verwende ich meist ein Stativ. Die Erfahrung hat gezeigt, dass der optimale Ausschnitt damit leichter bestimmt werden kann. Bevor ich die Kamera auf dem Stativ befestige, stelle ich Distanz und Blende ein. So fallen die Einstellungen am Objektiv, das ja versenkt im Tubus sitzt, deutlich leichter. Die Kamera lässt sich noch frei bewegen und ermöglicht so einen besseren Blick auf die Markierungen und Skalen am Objektiv.
Die Wahl der Verschlusszeit auf der Oberseite der Panon A III ist deutlich leichter. In der Regel fotografiere ich mit 1/50 oder 1/200 Sekunde. Muss ausnahmsweise mit 1/2 Sekunde belichtet werden, sollte zuerst auf 1/50 oder 1/200 gestellt werden und erst nach dem Spannen des Verschlusses 1/2 Sekunde gewählt werden. Die mechanische Erzeugung der Verschlusszeiten ergibt bei 1/2 Sekunde einen riesigen Widerstand, wodurch der Tubus mit dem Schwenkobjektiv kaum zu bewegen ist!
Ein weiterer Tipp: Ist der Verschluss bereits gespannt, ist der Zugang zu den Einstellungen für Blende und Distanz deutlich einfacher, da die Haltelasche in dieser Position den Blick durch die ohnehin schmale Öffnung nicht noch weiter einschränkt.
Sind alle Einstellungen vorgenommen, wird die Kamera auf dem Stativ befestigt. Falls erforderlich, kann sie mithilfe der beiden Wasserwagen auf der Oberseite exakt horizontal ausgerichtet werden. Beispielbilder am Schluss des Beitrags verdeutlichen die Wirkung unterschiedlicher Kameraausrichtungen.
Da die Panon A III nicht über eine Doppelbelichtungssperre verfügt, sollte nach jeder Aufnahme sofort auf die nächste Aufnahmeposition gespult werden. Dies verhindert ungewollte Doppelbelichtungen und sorgt dafür, dass die Kamera direkt wieder für die nächste Aufnahme bereit ist.
Mein Fazit
Die Panon A III ist sicherlich keine Kamera für jedermann. Mit einem Gewicht von knapp zwei Kilogramm setze ich sie gezielt für spezielle Projekte ein.
Die Motivwahl mit dem Rahmensucher und der auf der Kameraoberseite angebrachten Markierung des Aufnahmewinkels erfordert etwas Übung. Mit wachsender Erfahrung erhält man jedoch eine ausreichende Orientierung, was in etwa im Bild festgehalten wird.
Wer zum ersten Mal mit der Panon A III fotografiert, neigt dazu, die Distanz zum Motiv zu gross zu wählen. Es wird oft unterschätzt, wie breit der tatsächliche Aufnahmewinkel ist – insbesondere bei Hochformataufnahmen. Anfangs hatte ich oft zu viel Boden und Himmel im Bild. Mit etwas Erfahrung lernt man jedoch, die richtige Distanz zum Motiv einzuschätzen. Kurze Aufnahmeabstände eröffnen zudem zusätzliche kreative Gestaltungsmöglichkeiten, die für Panoramakameras charakteristisch sind.
Auch wenn Aufnahmen aus der Hand möglich sind, empfiehlt sich in den meisten Fällen die Verwendung eines Stativs. Die Panon ist keine Kamera für spontane Schnappschüsse. Oft stelle ich sie auf, wähle den gewünschten Bildausschnitt und warte dann, bis sich die gewünschte Situation einstellt, bis Leute, Fahrzeuge oder Wolken die Szenerie interessant ergänzen.
Der Belichtungsumfang wird durch die lediglich drei verfügbaren Verschlusszeiten etwas eingeschränkt. Da jedoch pro Film nur sechs Aufnahmen möglich sind, ändern sich die Lichtverhältnisse während einer Serie von Aufnahmen meist nicht wesentlich. Falls nötig, kann Filmmaterial mit einer anderen Empfindlichkeit verwendet werden, um bei weiteren Aufnahmen auf veränderte Bedingungen zu reagieren, was bei mir allerdings noch nie nötig war.